Wer schwimmt denn da?

So erstaunlich das sein mag, es ist nicht immer einfach zu bestimmen, was genau eine Art ist und wie sie sich von anderen Arten unterscheidet. Auch die Einteilung der Fische nach Arten ist schwierig und unterliegt einem ständigen Wandlungsprozess. In der Schweiz definiert die Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei die Anzahl der einheimischen Fischarten und Rundmäuler. 

Aktuell beinhaltet die Verordnung eine Liste von 70 Arten und Unterarten. Dabei ist zu beachten, dass die Verordnung als praktisches Werkzeug für das Fischerei-Management dient und gewisse genetische Befunde vereinfacht. Es gibt alleine über 24 heute noch lebende endemische Felchenarten ¹, die hier als eine Art zusammengefasst sind. Forscher:innen gehen von insgesamt über 100 einheimischen Fischarten in der Schweiz aus – davon kommen bemerkenswerte 30% nur in der Schweiz vor.

Die Fischereiberatungsstelle Fiber erklärt in einem anschaulichen Artikel, wie diese verborgene Vielfalt entstanden ist und welche Herausforderungen sie für das Fischereimanagement darstellt. Die Erforschung dieser Vielfalt ist noch lange nicht abgeschlossen – auch heute noch werden in Schweizer Gewässern neue Arten entdeckt und beschrieben, wie aktuelle Studien zeigen.

Übersicht über die Schweizer Fischarten

1. Bei den Angaben «Rhein», «Rhone», «Doubs», «Ticino» und «Inn» handelt es sich jeweils um die schweizerischen hydrologischen Einzugsgebiete dieser Flüsse. Die Einzugsgebiete von Adda und Etsch werden nicht separat erwähnt, sie sind der Angabe «Ticino» gleichgestellt.
2. Gefährdungsstatus: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4 = potenziell gefährdet, NG = nicht gefährdet, DU = Datenlage ungenügend.
3. E = europäisch geschützt nach Berner Konvention, S = europäisch stark geschützt nach Berner Konvention.

Aufgrund der Verordnung wird auch der Artenrückgang der einheimischen Fischarten sichtbar. Seit dem Jahr 2021 umfasst die rote Liste 60 % der Schweizer Fischfauna (dazu zählen alle Arten von ausgestorben bis gefährdet), wobei zu beachten ist, dass 7 % der Arten aufgrund einer zu geringen Datenlage nicht klassifiziert werden können. Dies betrifft vor allem viele Arten südlich der Alpen im Ticino-Einzugsgebiet.

Von den 70 einheimischen Arten gelten insgesamt acht als ausgestorben. Zu den ausgestorbenen Arten zählen insbesondere auch die Fische, welche auf ihren Wanderungen sehr weite Strecken zurücklegen. Unzählige Barrieren verunmöglichen diesen Fischen die Vollendung ihres Lebenszyklus. Aber auch Einträge aus der Landwirtschaft, Rückstände von Medikamenten, Nanopartikel aus Kleidung und Waschmitteln und die Auswirkungen der Klimakrise (z.B. höhere Wassertemperaturen, Winterhochwasser) machen den Tieren zu schaffen. Zusätzlich spielt ihr Lebensraum, also der allgemeine Zustand der Schweizer Gewässer, eine wichtige Rolle.

Summa summarum geht es unseren einheimischen Fischen nicht sonderlich gut: Ihre Anzahl und ihre Artenvielfalt nimmt ab. Gleichzeitig steigt die Anzahl an gebietsfremden Arten – mit zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die heimischen Fischpopulationen.

1. Selz, O.; Vonlanthe, P.; Keienbühl, T. & Seehausen, O. (2025). (Version 1, ohne Empfehlungen zum Erhalt der Felchenvielfalt). Die aussergewöhnliche Vielfalt der Felchen der Schweiz – Ergebnisse aus 150 Jahren Forschung. Eawag / Aquabios GmbH. Auftraggeber: Bundesamt für Umwelt, Bern.. ↩︎